Pilgerweg verläuft durch schöne Landschaft mit herrlichen Ausblicken

Erinnerung an selige Irmengard

LECHMÜHLEN – Die neunte Etappe des Irmengard-Pilgerwegs beginnt an der kleinen Wegkapelle „Zur Schmerzhaften Muttergottes“ in Lechmühlen (Kreis Landsberg). Der „Lechhansl“ mit Malerpinsel hinter dem Ohr wacht am Eingang. Es ist der 1717 in Lechmühlen geborene Kirchenmaler Johann Baptist Baader, dessen Arbeiten in einigen Kirchen des Pfaffenwinkels zu sehen sind. Ein Denkmal zu seinen Ehren ist auf dem Mühlstein vor der Kapelle zu sehen. 

Wir befinden uns am Lechrain. Eine ganz eigene Sprache, „Lechroanerisch“, spricht man hier, am Lech entlang. Wir, Rosi Glück und ich, wenden uns dem Pilgerweg zu und wandern einen Abschnitt über neun Kilometer. Ein Fußweg geht über die Lechbrücke. Sie ist eine von den zwei Brücken zwischen Landsberg und Schongau. Dementsprechend hoch ist das Verkehrsaufkommen. Die Figur eines Flößers erinnert am Ende der Brücke an das Überqueren und Befahren des damals wilden Lechs mit Flößen. 

Ein Eisensteg führt hinunter zum „zahmen“ Lech. Die Staustufen haben ihm seine Wildheit genommen und eine ganz andere Landschaft geschaffen. Unter der Brücke wenden wir uns nach Süden. Wir beobachten nach der Staustufe ein Schwanenpaar beim Grundeln. Wunderschön ist es hier, doch leider hören wir auf dem ganzen Weg außer den Vogelstimmen aus der Ferne auch die Geräusche der Bundesstraße. 

Der Irmengardweg ist nicht mit einem eigenen Wandersymbol ausgeschildert. Er folgt vorhandenen Pfaden. So richten wir uns zunächst nach den Schildern des Lech-Höhenwegs und den Beschreibungen des Pilgerführers „Irmengardweg“. Abwechslungsreich ist die Strecke. Sie verläuft zuerst auf einem asphaltierten Weg und geht dann über in einen Feldweg, der später zu einem Pfad wird. So wandelt sich auch die Landschaft vom Fichtenwald und mit Zinnkraut überwuchertem Unterholz bis zum naturbelassenen
Mischwald, in dem wir riesige Bäume, Totholz und mystische „Baumgesichter“ entdecken. 

Immer wieder gibt der Wald Blicke auf den Lech frei, auf dem sich Schwäne und Enten tummeln und der gebändigte Strom im Sonnenlicht glitzert. Leider gibt es keinen Rastplatz auf dem Weg. Ein kleines Bänkchen in diesem schönen Wald wäre wünschenswert. 

Entlang einer Wiese gelangen wir an den Hirschauberg, der Straße zwischen Reichling und Epfach. Hier kommt ein gefährliches Stück Weg. Entlang der Straße gehen wir bergab, Epfach entgegen, der einstigen römischen Siedlung Abodiacum. Kurz vor der zweiten Lechbrücke steuern wir auf die Hirschau-Kapelle zu. Die Kapelle ist der Muttergottes geweiht und stammt aus dem 16. Jahrhundert. Der Vorplatz mit einladenden Bänken ist jahreszeitlich passend üppig geschmückt. Wir machen ein wenig Rast, bevor wir dem Kreuzweg folgend nach Reichling emporwandern. 

Die Stationen des Kreuzwegs bestehen aus Holzstelen mit Hinterglasbildern. Im Pilgerbuch wird beschrieben, dass man nach Station VII über die Wiese geht, an einem Flurkreuz vorbei, auf dem steht: „Oh Freund, wo gehst du hin? Bedenk, dass ich dein Erlöser bin. Habe viel gelitten für dich. Bleibe stehen und grüße mich.“ Dann geht es hoch zum Wurzberg, den man auch „Balkon des Voralpenlands“ nennt. Bei Föhnwetter ist der Ausblick über den Lech zur Alpenkette herrlich. 

Reichlings Kirche hat zwei Patrone, St. Nikolaus und St. Leonhard, der im Ort bereits seit 1435 verehrt wird. Der nächste Ort ist der bäuerlich geprägte Weiler Reichlingsried. Auf einem Wirtschaftsweg gelangt man nach Ludenhausen. 

Wer noch etwas mehr Zeit in Reichling verbringen möchte, kann mittels eines Abstechers einen weiteren wunderbaren Blick auf die Lechauen, die Bergwelt und des in der Lechschleife liegenden Epfach genießen: Wenn man dem Kreuzweg weiter folgt, erreicht man einen freien Platz mit großem Holzkreuz, wo sich dieser Ausblick bietet. Danach kann man ein kleines Stück zurückwandern und gelangt über einen Feldweg zur Straße, die nach Reichling hinaufführt. Oben angelangt geht es rechts zur Dorfmitte. Zwischen der Kirche und einer Bäckerei (mit kleinem Stehcafé) kommt man auf den Wurzberg. Im Ort gibt es auch eine Metzgerei, ein Gasthaus und einen Bioladen mit Café, wo sich Pilger stärken können.

Der Irmengardweg verbindet auf 370 Kilometern Gesamtlänge und in 17 Etappen zwei Orte, an denen die selige Irmengard (ca. 833 bis 866) lebte: Bad Buchau und die Fraueninsel im Chiemsee, wo sie Äbtissin des Klosters war. 

Gisela Klöck 

Information

Im Pilger-Verlag ist der Wanderführer „Irmengardweg“ von Nikola Hollmann erschienen. Er kostet 18,95 Euro.

21.10.2023 - Bistum Augsburg